Spielplanberatung ganz ohne Aufwand, komplexe Erklärungen zu Förderprogrammen ohne Personal – klingt zu gut um wahr zu sein, ist aber Wirklichkeit. Retrieval Augmented Generation (RAG) ist eine fortschrittliche Weiterentwicklung von KI, die generative KI-Modelle mit erweiterten Informationsabruffähigkeiten kombiniert. Auch für Theater, Museen, Bibliotheken und Archive bietet RAG vielversprechende Perspektiven, um kreative Prozesse zu unterstützen, das Publikumserlebnis zu verbessern und betriebliche Abläufe effizienter zu gestalten. Bei der Österreichischen Theatertechnischen Gesellschaft (OETHG) in Salzburg präsentierte Projektleiter Franziskus Linsmann die Chancen von RAG für die Kultur.
RAG ermöglicht es großen Sprachmodellen (LLMs), auf relevante interne Dokumentensammlungen zuzugreifen und auf dieser Basis präzisere und kontextbezogene Antworten zu generieren. Damit begegnet diese Weiterentwicklung von KI, die z. B. bei ChatGPT als Projekt oder bei Perplexity als „Space“ verfügbar ist, einer der größten Herausforderungen bisheriger Sprachmodelle: Statt beliebiger Antworten aus dem Internet liefert RAG gezielt aufbereitete Informationen aus spezifischen festgelegten Datenquellen. Diese erhöhte Präzision steigert die Zuverlässigkeit und die Anwendbarkeit erheblich.
Die Einsatzmöglichkeiten von RAG in der Kultur durfte actori Anfang März 2025 beim Führungskräfte-Treffen der OETHG in Salzburg präsentieren. Dabei lag der Fokus natürlich auf dem Theaterbereich. So können mit Informationen gefütterte KI-gestützte digitale Theaterführer Zuschauerinnen und Zuschauer durch Inszenierungen begleiten, interaktive Hintergrundinformationen liefern und damit das Verständnis und die Wertschätzung für das Dargebotene vertiefen. Dramaturgen und Marketingabteilungen profitieren ebenfalls, da die KI auf bereits generierten Texten aufbauen kann. Beispielsweise könnte RAG automatisch Marketingmaterialien und Programmbeschreibungen in einem einheitlichen Stil erstellen und somit redaktionelle Arbeit erleichtern.
Potenzial auch in betrieblichen Prozessen
Neben kreativen und publikumsspezifischen Anwendungen bietet RAG auch erhebliche Potenziale für die Optimierung betrieblicher Prozesse. Beispielweise kann ein KI-gestützter interner Chatbot das institutionelle Wissen bewahren und weitergeben, um dem hohen Personalwechsel in Kulturbetrieben entgegenzuwirken. Genauso ist es denkbar mit RAG ein datenbasiertes Controllingsystem zu entwickeln, das Einblicke in betriebswirtschaftliche Kennzahlen bietet und so eine fundierte Entscheidungsfindung erleichtert. actori selbst setzt auf RAG in der Betreuung des Projektfonds Kulturplan Lausitz, wo ein trainierter Chatbot komplexe Fragen zum Mittelabruf und der Finanzierung beantwortet.
Herausforderungen und ethische Aspekte
Trotz dieser Chancen bringt die Integration von RAG in den Kulturbetrieb auch Herausforderungen mit sich. Datenschutz bleibt ein zentrales Thema: Institutionen müssen sicherstellen, dass die Verarbeitung von Besuchendendaten im Einklang mit den strengen deutschen Datenschutzrichtlinien stehen. Gleichzeitig gilt es, eine Balance zwischen technologischer Innovation und der Bewahrung theatrischer Traditionen zu finden. Die Qualitätssicherung bleibt essenziell – RAG-generierte Inhalte sollten stets einer kritischen Prüfung durch Fachpersonal unterzogen werden.
Richtig eingesetzt kann Retrieval Augmented Generation die deutsche Kulturlandschaft nachhaltig bereichern. Wer RAG gezielt und verantwortungsbewusst nutzt, kann die eigene Position als Kulturinstitution stärken und zugleich zukunftsfähige digitale Strukturen aufbauen. actori hat RAG-getriebene Chatbots bereits erfolgreich in Kulturinstitutionen implementiert. Mit maßgeschneiderten Digitalisierungsstrategien, strategischer Beratung und innovativen Methoden unterstützt actori Ihr Haus auf dem Weg zur KI-gestützten Institution (team@actori.de).
Ein Beitrag von Franziskus Linsmann, Projektleitung