Kirchenaustritte und Gemeindezusammenlegungen führen zu immer mehr leeren Bänken in Sakralräumen. Zusätzliche finanzielle Probleme, beispielsweise ausgelöst durch die Energiekrise, verstärken diese Entwicklung.
Das letzte Mittel und damit der schlimmste Fall, den eine Gemeinde vor Augen haben kann, ist der Verkauf oder gegebenenfalls Abriss eines Kirchgebäudes. Damit einher geht nicht nur der Verlust eines gemeinschaftlichen Zentrums, sondern auch eines Identifikationspunkts im Ort. Die Bedeutung einer Kirche kann in diesem Zusammenhang nicht hoch genug eingeschätzt werden. Um dieser Herausforderung entgegenzuwirken, zeichnen sich verschiedene Wege ab, Sakralräume wieder stärker zu beleben. Im Folgenden stellen wir zwei Varianten vor, bei denen jeweils die liturgische Funktion erhalten bleibt.
Die Nutzungserweiterung
Der Sakralraum bleibt in räumlicher und funktionaler Hinsicht erhalten. Neben der liturgischen Nutzung erfolgt eine Verwendung in Kooperation mit weltlichen oder kirchlichen Partnerinnen und Partnern. Nutzungen können dabei z.B. aus der Kultur oder aber auch aus dem Bildungsbereich kommen. Ein besonders spannendes Beispiel wird aktuell in Kloster Speinshart geprüft – aus einem Projekt von actori heraus entstand die Idee, ein internationales Wissenschafts- und Begegnungszentrum für Künstliche Intelligenz zu entwickeln. Der geistliche Fokus des Klosters und die Sakralräume sollen trotzdem erhalten bleiben – auch die Ordensbrüder bleiben in Speinshart.
Die Umnutzung
Bei einer teilweisen Umnutzung können Umbaumaßnahmen anfallen, um das Gebäude auf die Nutzung zusammen mit weltlichen oder kirchlichen Partnerinnen und Partnern vorzubereiten. Gottesdienste können weiterhin stattfinden. Eine vollständige Umnutzung sieht eine neue Verwendung des Kirchengebäudes vor. Hierfür ist eine Profanierung bzw. Entwidmung notwendig. Das Kirchengebäude kann zur Umnutzung verpachtet werden.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie betrachtet actori offen alle Möglichkeiten zur Belebung und langfristigen Finanzierung von Sakralräumen. So kann eine Gemeinde auf einer breiten Datengrundlage entscheiden, welcher Weg für sie möglich und gangbar ist. Übereilte Maßnahmen können so vermieden werden und eine adäquate Lösung gefunden werden.
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Ein Impulsbeitrag von Franziskus Linsmann, Projektleitung.