Nikolaus Bachler und Prof. Maurice Lausberg im Gespräch über die Zusammenarbeit an der Bayersichen Staatsoper

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Ein Gespräch zwischen Nikolaus Bachler, vormals Intendant an der Bayerischen Staatsoper und Prof. Maurice Lausberg, Gründer und Gesellschafter actori GmbH über die langjährige Zusammenarbeit - im Rahmen von 15 Jahren actori!

MAURICE: Vor 15 Jahren haben wir actori gegründet.
15 Jahre erst?

Da war ich gerade mal 33. Und alles begann mit der Bayerischen Staatsoper. Seit 2005 betreuen wir an Ihrem Haus die Sponsoring- und Fundraising-Aktivitäten. Wie hat sich aus Ihrer Sicht in dieser Zeit die Opernwelt verändert?
Da kann ich nur mit Mao Tse-Tung antworten: „Der Zeitraum ist zu kurz, um das zu beurteilen“. Er hat das allerdings in Bezug auf die Wirkung der Französischen Revolution gemeint. Im Ernst: Auch die Opernwelt ist, was man mit dem Ausdruck Globalisierung meint, viel kleiner geworden und viel besser vernetzt. Die Kunst ist heute kommerzieller und die Notwendigkeit, Gelder aufzutreiben – womit wir bei actori wären – hat zugenommen. Diese Entwicklung wird sich auch fortsetzen.

Gemeinsam haben wir in den letzten 13 Jahren mehr als 40 Mio. EUR an Fundraising-Mitteln eingesammelt, mit denen Sie viele ungewöhnliche Projekte realisieren konnten. Mir fallen ein: Der Aufbau des Opernstudios, das Carnegie Hall Gastspiel, die neue Außenbeleuchtung des Nationaltheaters, die zeitgenössische Gemäldegalerie im Nationaltheater, Oper für alle ...
...und natürlich der Pavillon 21. Dieses Projekt hat mir am meisten Spaß gemacht, das war eine wirkliche Tat. Es entspricht absolut der Kunst, dass das nur für kurze Zeit war. Ich finde fast, wir haben mit dem Pavillon erreicht, was Richard Wagner gefordert hat. Er wollte ja, dass sein Festspielhaus angezündet und abgefackelt wird am Ende der ersten Festspiele. Was wir mit dem Pavillon 21 erschaffen haben – nämlich Luftgeister – hat dem absolut entsprochen: Das war kühn, das war mutig, das war besonders. Abgesehen davon hatten wir mit dem Pavillon weltweit die größte Publicity. Und dass es am Ende an durchgerosteten Schrauben lag, dass er sich nicht mehr aufbauen ließ, hat auch etwas mit Kunst zu tun.

Wie werden die nächsten 15 Jahre für die Bayerische Staatsoper und die Opernwelt aussehen?
Im Moment sieht es so aus, als würden alle darauf warten, dass es wieder genauso wird, wie es war. Man liest Ausdrücke wie „bis der Spuk vorbei ist“. Ich glaube nicht, dass es ein Spuk ist. Ich würde nicht von Zeitenwende sprechen, aber ich denke schon, dass es Veränderungen geben wird, die massiver sind als die normale kleine Intervention.

Alle reden im Moment über Digitalisierung und digitale Formate. Glauben Sie, diese haben eine Zukunft, oder sind sie nur eine vorübergehende Noterscheinung, um in der Pandemie irgendetwas zeigen zu können?
Ich glaube einerseits, dass wir schon viel mehr in der Digitalisierung angekommen sind, als wir denken – auch in der Kunst. Andererseits wird das Live-Erlebnis als Besonderheit massiv gestärkt. Es wird beide Modelle geben. Alles was erfunden wird, wird auch genutzt. Ich denke, dass durch die massive Zunahme an indirekter Kommunikation besonders die persönliche Kommunikation an Bedeutung gewinnt. Für das Theater wird das eine sehr positive Entwicklung.

Maurice Lausberg: Warum?
Weil die Sehnsucht größer wird, gemeinsam etwas zu erleben.

Ja, alle sehnen sich zurück nach dem echten Opernerlebnis.
Wobei man darf auch nicht vergessen, das hat ja etwas mit Generationen zu tun. Es sehnen sich immer nur die Älteren zurück. Die Jungen sehnen sich voraus und nach vorne und da wird es auch andere und neue Formen der Kunst geben.

Noch eine persönliche Frage: Was macht einen guten Opernintendanten aus?
Intuition und eine Zuneigung zu Menschen. Alles andere kommt und geht.

Was würden Sie anders machen, wenn sie auf ihre Arbeit hier in München zurückblicken?
Würde ich noch 15 Jahre an der Bayerischen Staatsoper bleiben, würde ich mit der jetzigen Situation sicher anders umgehen und vieles anders machen. Aber nicht in der Rückschau. Die Erfahrung hat immer nur einen Sinn für das, was man neu angeht.

Noch eine letzte Frage: Welchen Rat geben Sie actori für die nächsten 15 Jahre?
Ich habe bei Euch positiv erlebt, dass Ihr nur die Dinge macht, die Euch wirklich begeistern. Das solltet Ihr so beibehalten.

Vielen Dank, lieber Herr Bachler!

 

actori Team

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