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Kulturorte im Wandel: zwischen Programmvielfalt und Relevanz

Standard Bild actori Aktuelles
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Aktuelles I Foto: Adrian Lumi, unsplash

Kultur endet nicht mit dem letzten Akkord eines Konzerts – sie ist auch dort, wo der Spielplan eine Pause einlegt. In der Ruhe zwischen den Veranstaltungen, wenn Orchestergräben und Bühnen leer sind, liegt vielerorts noch ungenutztes Potenzial. Potenzial, das in Zeiten, in denen die Diskussion um Relevanz und effizienten Ressourceneinsatz immer lauter wird, dafür genutzt werden kann, das Haus breiter zu bespielen – zu neuen Zeiten und mit neuen Formaten. Die Frage lautet nicht mehr, ob Kulturorte diesen Schritt gehen, sondern wie er strategisch, architektonisch und inhaltlich gelingen kann.

Immer mehr Kulturhäuser beginnen, dieses Potenzial neu zu entdecken und kreativ zu nutzen. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Elbphilharmonie in Hamburg: Im Rahmen des Festivals „Elbphilharmonie Visions“ wird der klassische Konzertbetrieb um eine temporäre Pop-up-Bar ergänzt. „A Space Between“ heißt der neue Ort, der mitten im Konzerthaus Raum für Clubnächte mit internationalen DJs und ein kuratiertes Programm zwischen elektronischer Musik, experimentellen Sounds und szenischer Atmosphäre bietet.
Für ein Haus dieser Größenordnung ist die programmatische Öffnung hin zu nächtlichen Formaten ein bemerkenswerter, aber auch richtungsweisender Schritt. Es zeigt, dass auch Orte der Hochkultur heute aktiv nach neuen Zugängen suchen und damit Anschluss an gesellschaftliche Entwicklungen herstellen. Diese bewusste Einbindung subkultureller Szenen und Ästhetiken erweitert den Blick darauf, wie Teilhabe, Programmgestaltung und kulturelle Relevanz heute neu gedacht werden können. Die Verbindung von Clubkultur und Kulturinstitutionen ist längst kein Einzelfall mehr – sie verändert bereits Räume, Programme und Publika. Einen vertiefenden Einblick in diese Entwicklungen bietet unser Beitrag „Gehen Nachtclubs und Kulturimmobilien zusammen?“.

 

Zur Ausgestaltung zeichnen sich aktuell drei Entwicklungsrichtungen ab:

1

Temporäre Aktivierung von bestehenden Räumen

Temporär aktivierte Flächen – wie Foyers, Außenbereiche oder Nebenräume – können gezielt genutzt werden, um zusätzliche Angebote jenseits des regulären Spielbetriebs zu schaffen. Das genannte Beispiel „A Space Between“ im Rahmen des Festivals „Elbphilharmonie Visions“ zeigt, wie mithilfe einer Pop-Up-Bar eine bestehende Fläche temoprär in einen Clubraum verwandelt wird. Solche Interventionen helfen  neue Erfahrungsräume und Zielgruppen zu erschließen. actori analysiert dabei Nutzungspotenziale bestehender Infrastrukturen und entwickelt Konzepte für zeitlich befristete, aber strategisch eingebettete Formate ohne den gewohnten Spielablauf zu stören.

2

Regelmäßige Integration neuer Formate in bestehende Infrastruktur

Auch innerhalb des regulären Spielbetriebs können Infrastrukturen für neue Formate geöffnet werden. Die @Bayerische Staatsoper in München bietet jeden Sommer die Möglichkeit auf der Stufenbar – dem Aufgang zur Staatsoper – bei Musik und Drinks den Tag ausklingen zu lassen, die Elbphilharmonie bespielt regelmäßig ihre Säle mit elektronischen Musikformaten und im Münchner HP8 finden neben klassischen Konzerten auch Clubnächte und spartenübergreifende Events statt. Solche Kooperationen mit der lokalen Szene lassen neue Programmlinien entstehen, ohne zusätzlichen Flächenbedarf. Unsere Analysen und Geschäftsmodellentwicklungen helfen Häusern, diese Formate langfristig tragfähig zu integrieren.

3

Architektonische Integration im Rahmen von Neubauten und Sanierungen

Zunehmend fließt diese Idee einer erweiterten kulturellen Nutzung auch in  Bauvorhaben ein. Bei der gemeinsam mit actori entwickelten Neugestaltung der Glocke in Bremen, ist ein Musik-Club samt ergänzender Kultur- und Gastronomieangebote fest vorgesehen. Ziel ist es, neue Veranstaltungsformate zu ermöglichen und weitere Publikumsgruppen zu erreichen – eine programmatische Öffnung, die von Anfang an architektonisch und konzeptionell mitgedacht wird. actori prüft in solchen Prozessen frühzeitig die Bedarfe, führt die Perspektiven von Nutzenden unterschiedlicher kultureller Szenen, Trägerinnen und Trägern und Betreibenden zusammen und bringt damit rechtzeitig die notwendigen Betriebslogiken in die Planungsphasen ein.


Damit solche Entwicklungen gelingen, braucht es strategische Konzepte und interdisziplinäre Expertise. Die Aufgabe besteht darin Nutzungserweiterungen strategisch zu gestalten – nicht als Add-on, sondern als integralen Bestandteil künftiger Kulturentwicklung. actori berät Kulturinstitutionen, Städte und Projektentwickler/-innen bei der Integration neuer Nutzungsformate – von der Machbarkeitsstudie über die Konzeption bis zur betrieblichen Umsetzung. Dabei verbinden wir Know-how aus Kulturmanagement, Betriebswirtschaft und Szenenanalyse, um Räume zu schaffen, die künstlerisch relevant, wirtschaftlich tragfähig und gesellschaftlich anschlussfähig sind – sprechen Sie uns gerne an (team@actori.de).

 

Ein Impulsbeitrag von Julius Geiger, Beratung und Antonia Trieb, alumna