Kultur endet nicht mit dem letzten Akkord eines Konzerts – sie ist auch dort, wo der Spielplan eine Pause einlegt. In der Ruhe zwischen den Veranstaltungen, wenn Orchestergräben und Bühnen leer sind, liegt vielerorts noch ungenutztes Potenzial. Potenzial, das in Zeiten, in denen die Diskussion um Relevanz und effizienten Ressourceneinsatz immer lauter wird, dafür genutzt werden kann, das Haus breiter zu bespielen – zu neuen Zeiten und mit neuen Formaten. Die Frage lautet nicht mehr, ob Kulturorte diesen Schritt gehen, sondern wie er strategisch, architektonisch und inhaltlich gelingen kann.
Immer mehr Kulturhäuser beginnen, dieses Potenzial neu zu entdecken und kreativ zu nutzen. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Elbphilharmonie in Hamburg: Im Rahmen des Festivals „Elbphilharmonie Visions“ wird der klassische Konzertbetrieb um eine temporäre Pop-up-Bar ergänzt. „A Space Between“ heißt der neue Ort, der mitten im Konzerthaus Raum für Clubnächte mit internationalen DJs und ein kuratiertes Programm zwischen elektronischer Musik, experimentellen Sounds und szenischer Atmosphäre bietet.
Für ein Haus dieser Größenordnung ist die programmatische Öffnung hin zu nächtlichen Formaten ein bemerkenswerter, aber auch richtungsweisender Schritt. Es zeigt, dass auch Orte der Hochkultur heute aktiv nach neuen Zugängen suchen und damit Anschluss an gesellschaftliche Entwicklungen herstellen. Diese bewusste Einbindung subkultureller Szenen und Ästhetiken erweitert den Blick darauf, wie Teilhabe, Programmgestaltung und kulturelle Relevanz heute neu gedacht werden können. Die Verbindung von Clubkultur und Kulturinstitutionen ist längst kein Einzelfall mehr – sie verändert bereits Räume, Programme und Publika. Einen vertiefenden Einblick in diese Entwicklungen bietet unser Beitrag „Gehen Nachtclubs und Kulturimmobilien zusammen?“.
Zur Ausgestaltung zeichnen sich aktuell drei Entwicklungsrichtungen ab: