Die Kunst der Modularität – Konzertsäle als vielseitige Kulturorte

Ein leerer Konzertsaal
Aktuelles I Foto: Radek Grzybowski, Konzertsaal, unsplash

Konzert- und Veranstaltungssäle sind das Herzstück vieler Kulturinstitutionen; in ihnen wird gehört, erlebt und gestaltet. Ein guter Konzertsaal muss in der heutigen Zeit neben einer idealen Akustik und guten Sichtachsen die Ansprüche vielfältiger Formate erfüllen. Hierfür benötigt es modulare Räume, die sich Angeboten anpassen und darüber hinaus inspirationsgebend für Neues sind. Doch was bedeutet Modularität in Konzertsälen? Sicherlich geht es nicht nur darum, Wände zu verschieben oder Sitze umzustellen, sondern darum, den Raum selbst als künstlerisches Instrument zu begreifen.

Ein Blick auf die Konzertsaallandschaft zeigt, dass es aktuell nur wenige vielfältig nutzbare modulare Konzertsäle gibt, die diese Anforderungen erfüllen. Als Beispiele sind der György-Ligeti-Saal im Mumuth in Graz sowie der Pierre-Boulez-Saal in Berlin zu nennen. Der György-Ligeti-Saal überzeugt inbesondere durch die technisch variable Akustik, digitale Ausstattung und eine gänzlich flexibel Bestuhlung für Veranstaltungen von Tagung bis Konzert. Der Pierre-Boulez-Saal zählt als Vorreiter im Bereich Modularität für Konzerte. Gleichzeitig ermöglicht er durch seine technische Ausstattung sowie eine eigene Online-Plattform die besondere Intimität und Nähe der Interaktion zwischen Kunstschaffenden und Publikum auch im Onlinemedium zu erleben. Die runde Form mit flexibler Bühnengestaltung sowie der Möglichkeit das Publikum an unterschiedlichen Orten in das künstlerische Geschehen zu integrieren, lockt moderne Musikpioniere mit innovativen Formaten in das Haus. Solche Angebote, die wegweisend für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung der Kulturlandschaft sind, treffen jedoch bisher nur selten auf passende Räumlichkeiten.
Grund dafür kann die besondere Herausforderung in der Gestaltung modularer Konzertsäle sein. Diese besteht insbesondere darin die vielfältigen Ansprüche, die durch die ganz unterschiedlichen Nutzungen entstehen, in einem einzelnen Raum zu vereinen. Interviews mit führenden Orchestern, wie z. B. dem Stegreif Orchester (Gewinner TONALi Award 2023), bestätigen die heterogenen Anforderungen der Kunstschaffenden bei neuen Formaten.

„Ein moderner Konzertsaal darf sich nicht durch bestehende Formate begrenzen, er muss Inspiration geben Neues bisher nicht da Gewesenes zu erschaffen.“

Lorenz Blaumer, Stegreif Orchester

Von der Öffnung des Saals in den Eingangsbereich, um das Publikum bereits vor offiziellem Start zu empfangen, bis zur im Konzertverlauf wechselnden Einbindung des Publikums an unterschiedlichen Orten, muss der Raum eine breite Palette an Funktionalitäten erfüllen. Dabei dürfen heute vorstellbare Formate nicht die Grenzen der Nutzbarkeit in der Planung darstellen. Moderne Konzertsäle und deren modulare Nutzbarkeit dienen Kunstschaffenden als Inspiration für neue Formate und gestalten dadurch die Weiterentwicklung der Konzertlandschaft aktiv mit.
Bei aller Modularität dürfen jedoch auch die klassische Qualitätsansprüche nicht vernachlässigt werden. Insbesondere die Akustik bleibt wichtigstes Aushängeschild eines Konzertsaals und muss auch bei unterschiedlichen Nutzungen und Raumgestaltungen höchsten Ansprüchen gerecht werden. Die tatsächliche Ausnutzung von im Konzeptions- und Planungsprozess identifizierten Potenzialen eines modularen Konzertsaals ist dabei auch abhängig von den später bestehenden organisatorischen und betrieblichen Rahmenbedingungen. Unterschiedliche Nutzbarkeiten, Flexibilität und Veränderbarkeit eines Konzertsaals bringen komplexe personelle, logistische und bauliche Anforderungen mit sich, welche frühzeitig im Rahmen eines Bau- oder Sanierungsprojekts bedacht werden sollten.

actori hilft Ihnen gerne als Impulsgeberin zur Entwicklung der passenden Nutzungen bis hin zur Entwicklung der für Sie maßgeschneiderten Lösung des Gesamtvorhabens.

 

Ein Impulsbeitrag von Julius Geiger, Beratung.

Zurück