In der letzten Zeit ist viel über Agilität in Kulturbetrieben gesprochen worden. Häufig diskutiert wurde dabei insbesondere die Frage, ob das Organisationskonzept in öffentlichen Betrieben überhaupt funktionieren kann oder ob das „Konzept“ der Agilität, nicht nur ein Trend ist, der schnell wieder vergeht. Für actori ist klar: Agilität ist mehr als ein „Buzzword“, denn das Konzept bietet Organisationen neue Formen der Zusammenarbeit. Gleichzeitig sind agile Methoden aber nicht universell anwendbar, sondern müssen in ihrer Art und Weise der Anwendung für jede Organisation individuell gedacht und geprüft werden.
Für ein großes deutsches Kulturfestival hat actori eine Empfehlung entwickelt, wie agile Methoden die Produktionsplanung optimieren können. Dafür wurden wichtige Fragestellungen eruiert und beantwortet. Eine Auswahl an Ergebnissen zeigt, dass diese auch auf andere Festivals übertragbar sind:
Was ist ein agiles Team und wie kann das bei Festivals aussehen?
Ein ideal zusammengesetztes agiles Team verfügt über alle Kompetenzen, die nötig sind, um eine Aufgabe zu erfüllen. Das Team sollte unterschiedliche Menschen zusammenbringen – sowohl hinsichtlich der fachlichen Kompetenzen als auch hinsichtlich Geschlechtes, Herkunft, Kultur und Arbeitspräferenzen. So könnte das agile Team beispielsweise Kompetenzen aus den Bereichen Dramaturgie, Finanzen, KBB / Disposition und Technik vereinen und so eine reibungslose Produktionsplanung ermöglichen.
Wie verändert der Einsatz eines agilen Teams die Arbeit in der Produktionsplanung?
Das agile Team arbeitet in Sprints. In der Zeit eines Sprints agiert das Team selbstorganisiert, das bedeutet es hat die Verantwortung, die Planung selbständig bis zur Einladungsentscheidung voranzutreiben. Damit fallen Hierarchieebenen und komplizierte Entscheidungsstrukturen weg. Diese Veränderung erfordert viel Vertrauen von Intendanz und Geschäftsführung– auch wenn die letzte Entscheidung bei der Geschäftsführungsebene bleibt. Agilität in der Kultur ist noch sehr neu.
Warum sollte die Methode bei Festivals funktionieren?
Auch wenn Agilität in der Kultur noch neu ist, ist sie in der Eventbranche schon lange erfolgreich. Viele Festivals und Festspiele mit Gastspielfokus sind sehr nah an diesen Beispielen dran. Dazu arbeiten die meisten Festivals bereits heute sehr interdisziplinär – Agilität gibt diesem Arbeiten, z.B. durch wiederkehrende Termine, eine klare Ordnung.
Wie bekommen wir alle Teammitglieder/-innen dazu mitzumachen?
Agilität lebt von Teamgeist. Deswegen ist ein Schulungs- und Teambuilding-Prozess sehr wichtig. Zusätzlich wird im Prozess durch Retrospektiven, also einem gemeinsamen Rückblick im Team darauf was in den letzten Wochen gut und schlecht gelaufen ist, kontinuierlich die Zusammenarbeit verbessert.
Haben durch die Agilität alle Teammitglieder/-innen mehr Termine im Kalender?
Nein. Das Ziel ist es, die Zusammenarbeit zu verbessern ohne mehr Termine zu schaffen. Es gibt weniger bilaterale Absprachen und weniger Eskalationen.
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Ein Impulsbeitrag von Franziskus Linsmann , Projektleitung und Jonas Salzer, Beratung.