Dass sich Theater transformieren müssen, darüber sind sich die Teilnehmenden des ersten Forums für Theater und digitale Transformation, an den Münchener Kammerspielen, einig – und auch darüber, dass Digitalisierung kein Selbstzweck sein darf.
Der erste Abend stand ganz im Zeichen von Impulsvorträgen und Diskussionen.
Referentin Linnja Naujoks-Auffenberg, vom Staatstheater Hannover, berichtete, wie sie als Inhouse Beraterin für digitale Transformation, das „Warum“, das „Wie“ und das „Was“ der digitalen Transformation angeht und teilt zehn Lifehacks:
- An der Kultur arbeiten
- Keine Angst vor Technik & Unwissen
- Kollaboration stärken
- Mit dem „Warum“ anfangen
- Prioritäten setzen
- Kreativ sein
- Aus Fehlern lernen
- Kleine Schritte machen
- Verantwortung übernehmen
- Erfolge feiern
Die wichtige Rolle der Kultur des Theaters für eine gelungene digitale Transformation wird im Anschluss noch einmal von Maik Romberg (CDO der Münchener Kammerspiele) mit einem Zitat von Peter Drucker verdeutlicht: „Culture Eats Strategy for Breakfast“.
Dass die digitale Transformation alle Bereiche des Theaters durchzieht und wie wichtig es ist, dass Verwaltung und Kunst dabei eng vernetzt sind, wurde aus dem Vortrag der Referierenden, Samina Mohn, Nils Corte und Roman Senki deutlich. So versucht etwa die Digitalstrategie des Theaters Dortmund in einem ganzheitlichen Ansatz sowohl die digitalen Künste und digitale Innovationen als auch die technischen Medieninfrastruktur zu integrieren und aufeinander abzustimmen.
Nicht nur die unterschiedlichen strategischen Ansätze wurden gemeinsam diskutiert, auch die Möglichkeiten, die Digitalisierung bietet, sowohl vor als auch hinter der Bühne. Marc Grandmontagne berichtete eindrücklich, dass Marketing und Kommunikation vermehrt über Social Media stattfinden, das in der Verwaltung des Theaters neue digitale Instrumente bereit stehen und das die Technik eines Hauses längst ein digitalisiertes Wunderwerk ist und der Kunst durch digitale Möglichkeiten neue Wege ebnet. Dennoch zeigt sich aus seiner Sicht, dass die Entwicklung bisweilen zäh und schleppend verläuft und Widerstände struktureller, politischer und psychologischer Natur hohes Frustrationspotenzial bergen. Für alle Referentinnen und Referenten ist jedoch unabdingbar, sich der Digitalisierung anzunehmen, um die aktuellen Herausforderungen der Kulturlandschaft zu meistern.
Der zweite Tag der Veranstaltung war geprägt von Workshops, bei denen es um Transformationsprozesse in den Theaterhäusern, agiles Arbeiten am Theater ging; darüber hinaus stellte das Puppentheater Zwickau sein VR-Projekt zu Goethes Erlkönig vor. Agiles Arbeiten am Theater wird den Teilnehmenden von Maik Romberg mit der Marshmallow Challenge nähergebracht. Es werden Gruppen gebildet und das Material verteilt: 1 Marshmallow 20 Spaghetti (ungekocht), Ein Streifen Klebeband (1m), Eine Schnur (1m) und eine Schere zum Schneiden. Dann läuft die Uhr.
Am Ende gewinnt das Team, welches innerhalb von 18 Minuten den höchsten freistehenden Turm aus dem Material baut, auf dessen Spitze das Marshmallow getragen wird. Die Erkenntnisse des ersten Forums für Theater und digitale Transformation können sich sehen lassen. Und ganz nebenbei haben alle noch jede Menge über agiles Arbeiten gelernt, natürlich wurden (fast) alles digital gesichert: Wer sich die Vorträge nochmal in voller Länge ansehen möchte, wird auf Vimeo fündig – hier kann die Aufzeichnung des Live-Streams der Veranstaltung abgerufen werden.
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Ein Impulsbeitrag von Dr. Nora Pähler vor der Holte, Projektleitung.